Die Nachteile des Tesla Model X

Menschen die etwas gekauft haben neigen dazu, sich diese Entscheidung schön-zureden. Mindestens mal die Nachteile auszublenden.

Ob das auf mich zutrifft, kann nach diesem Artikel jeder Leser selber entscheiden.

3 Monate und 10.000 km Tesla Model X. Die Nachteile.

Um das, was ich als Nachteil empfinde an einem roten Faden entlang aufzureihen, ist der Artikel in 8 Kapitel unterteilt:

  • Aussen – nähern wir uns der Sache mal von aussen und klar geht es dann auch um die Falcon Wing Doors (FWD)
  • Innen – steigen wir ein betrachten das Auto von innen
  • User Interface (UI) – wenn man schon einen rollenden Supercomputer hat, ist das UI oder eben die Bedienung dessen, entscheidend für die “User Experience”
  • Fahren/Handling – darum geht es ja auch noch beim Autofahren
  • Auto Pilot (AP2) Das Feature, was vielleicht am kontroversesten diskutiert wird
  • ReichweiteDas Dauerthema bei Elektrofahrzeugen
  • Laden– wer viel fährt, lädt viel
  • Sonstiges – alles was nicht in die Kategorien oben passt

Aussen

Quelle: Tesla – eines der ersten Bilder des Model X, das im Netz aufgetaucht ist. Praktisch unverändert zur heutigen Serienversion.

FWD – Was als erstes beim Model X auffällt sind natürlich die Falcon Wings Doors, (FWD). Sehen super cool aus, sind aber auch nicht immer praktisch. Sie öffnen und schliessen recht langsam. Alle nicht-Eingeweihten stehen dann auch gerne mal im Öffnungsweg der Tür und springen dann überrascht zur Seite wenn die Tür näherkommt, oder etwas unangenehmer, klopft die Tür mal von oben auf dem Kopf oder der Schulter an. Die Tür tut zwar keinem was und hält bei kleinster Berührung sofort inne, aber perfekt ist es einfach nicht. Dazu mechanisch wirklich fraglich, wie lange diese super-komplexe Lösung für ein einfaches Problem (“verschliessbares Loch in Auto”) hält.

Meine FWDs sind schon einmal nachjustiert worden und werden aktuell auch gerade wieder justiert: Erste Schleifspuren im Lack im Bereich der Türauflagefläche sind schon zu erkennen. Von anderen Model X Fahrern hört man übrigens ähnliches. Dazu der wohl in den USA vorgeschriebene, wirklich laute Warnton, bevor sich die Tür bewegt. Naja. Eye-Catcher, aber nicht zwingend praktisch, vor allem nicht, wenn man über 180 cm gross ist, dann stösst man sich nämlich ab und zu den Kopf.

Schade geht das Fenster hinten nicht ganz auf, wäre noch irgendwie nett gewesen, aber dafür hat man ja noch ein Dachfenster für den Blick nach oben von den hinteren Plätzen spendiert bekommen. Wo gibt’s das sonst.

Wo wir bei den Türen sind: die Türgriffe sind einfach nicht intuitiv für “Fremde” zu benutzen. Sehen cool aus, sind Cw-Wert-optimiert (und rettet damit wieder in paar Kilometer Reichweite, aber es erschliesst sich einfach nicht auf den ersten Blick, wo man drücken muss. Geschweige denn, dass man drücken muss. Das war beim Model S mit den automatisch ausfahrenden Griffen schöner gelöst, wenn auch mechanisch ebenfalls aufwändig/anfällig.

Quelle: Eigenes Bild

Durch die spezielle Türkonstruktion wird es wohl auch mit “Dachboxen” schwierig, aber irgendwie hat es der hier schon hinbekommen. Ist für mich noch etwas fraglich, wie weit dann die FWDs noch aufgehen.

Frunk – Das ganze Model X kann man via Handy fernsteuern und sogar vorwärts und rückwärts fahren lassen (Summon), die Fahrer- und Beifahrer Türen öffnen motorisch getrieben bei Annäherung. Und dann ist der wirklich praktische vordere Kofferraum (Frunk) nur mit der Hand zu schliessen? Ich konnte es kaum glauben, das Tesla genau hier keinen motorisch getriebenen Mechanismus eingebaut hat: Bei dreckigem Auto bekommt man dreckige Finger, im Sommer verbrennt man sich, wer an der falschen Stelle drückt verbeult die Alu-Motorhaube und wer Ring trägt, zerkratzt den Lack. Ehrlich Tesla, auf den einen Stellmotor wäre es auch nicht mehr angekommen.

Die amerikanische Verarbeitungsqualität könnte fast ein eigenes Kapitel sein, aber machen wir es kurz: Wer 100.000 CHF an einen der etablierten Hersteller wirft, bekommt besser verarbeitete Hardware. Beispiel: Passungen der Türdichtungen/Zierleisten.

Zierleisten

Oder die Abdeckungen in den FWDs innen:

FWD innen

Beides wird gerade im Service Center kostenfrei repariert. Und ja, die Spaltmasse sind nicht überall perfekt, aber das ist mir egal. Fährt trotzdem super. Warum die Fensterheber quietschen und knarzen müssen, bleibt jedoch ein Rätsel. Die richtige Gummimischung für die Fenstergummis, die bei jedem Wetter perfekt funktioniert, braucht offensichtlich knapp 100 Jahre Automobilbauerfahrung.

Update August 2017: Wurde beim letzten Besuch im Service Center repariert: Abdeckung wurde justiert und neue Gummidichtung eingebaut. Tesla hat inzwischen wohl eine bessere Gummimischung gefunden. Quietscht nicht mehr

Scheinwerfer – Solange der Tesla noch nicht autonom fährt, sind Scheinwerfer noch relevant, und die sind nicht so dolle. Angeblich mussten die voll LED-Frontscheinwerfer auf 2000 Lumen reduziert werden um europäische Gesetze einzuhalten, da keine Scheinwerferwaschanlage verbaut wurde. Sonst wären wohl 3000 Lumen bei rausgekommen. Was bleibt, ist das sehr durchschnittliches Abblendlicht, mit mittelmässig hellem 5-Segment Abbiegelicht. Das habe ich bei Fahrzeugen aus dem VAG-Konzern deutlich besser kennengelernt. Das Fernlicht dagegen ist wirklich gut. Jetzt noch der Fernlichtassistent, der leider (immer-) noch nicht via “over the Air update” in der Software angekommen ist.

Update August 2017: Fernlichtassistent ist inzwischen via OTA im Auto angekommen.

Regensensor/Scheibenwischer – Bei einem solchen “Premium” Auto hätten man sich schon bei der Auslieferung regensensorgesteuerte Scheibenwischer gewünscht. Pustekuchen. Naja, lenken muss ich ja kaum noch, da habe ich dann ja zwei Hände für den Scheibenwischerhebel und die Aktivierung der anderen Eastereggs frei, die seit dem letzten Update nun über das Menü zu erreichen sind. Wer priorisiert so seine Feature Enhancements in der Software?

Reifen mit Felgenschutz – So steht es im Handbuch, aber die Felge ist leider dennoch sehr exponiert und so hat es gerade mal 300km bis zum Ersten Kratzer in der Felge gebraucht. Schade, aber war klar bei einem so grossen Auto. Immer noch besser als Kratzer im Lack aber nervt.

Innen

Interieur – Wirklich edel gemacht, von den Oberflächen und der Verarbeitung Premium Qualität. Aber kaum Ablagen im Innenraum. Vorne geht’s dank Mittelkonsole und Türfächer und Handschuhfach noch, aber hinten bis auf zwei Getränkehalter nix. Gar nix. Der Sharan hatte sogar unter der Fussmatte Staufächer – das brauchte wirklich niemand – aber gar nix ist zu wenig. Schubladen unter der Sitzbank wäre ein Anfang, aber momentan ist da nix. Und Staufächer in den FWD gibt es verständlicherweise auch keine.

Sitze vorne – SUV typische, aufrechte Sitzposition, OK, aber die Oberschenkelauflage ist mir zu kurz. Ich hatte mal Recaro-Sitze im Audi, die waren die Referenz für mich, auch ohne Sitzlüftung und leicht zerkratzendem Klavierlack auf der Rückseite. Apropos Sitzlüftung für den Sommer: Die Lüftung macht zwar entsprechende Geräusche, merken tue ich davon aber herzlich wenig. Sitzheizung dagegen funktioniert gut, wenn auch durch schon sehr faltiges Leder, und das nach 3 Monaten oder eben 10.000km. Aber dafür wird der Sitz ja auch von Tesla kostenfrei ausgetauscht. Mal schauen nur wann – es gibt noch keinen Termin dafür, die bauen erstmal Sitze für das Model 3…

Update August 2017: Sitz ist getauscht. Die störende Naht ist weg und die Sitzlüftung funktioniert gefühlt auch besser als vorher, aber nicht wirklich merklich. - Vielleicht soll das sogar so sein.

Rückbank – Immerhin umklappbar ist Sie beim 5-Sitzer (6/7-Sitzer keine umklappbare Rückbank!!).

Update August 2017: Der aktuelle Tesla Konfigurator zeigt für alle Varianten (5, 6, 7-Plätze) umklappbare Rückbänke!

Rausnehmbar wäre noch cool gewesen um den riesigen Innenraum wirklich nutzen zu können. Der mittlere Sitz hinten ist trotz des wirklich grossen Fahrzeuges etwas schmaler als links und rechts. Vor allem wenn man, wie in unserem Falle, zwei Kindersitze montiert hat, sitzt man mittig doch etwas beengt, wenn auch mit guter Kopffreiheit und phänomenalem Ausblick durch die Panoramascheibe nach vorne.

Fazit: Die vorderen Sitze sind so lala, wirklich schade eigentlich, da Sitze ein ziemlich grosser Wohlfühlfaktor im Auto sind. Übrigens, die Sitze vom «alten Model S» vor dem Facelift fand ich besser, ein Grund warum ich den Werkstattwagen (in Tesla-Sprache Loaner) sehr geniesse.

Ambient Beleuchtung – Dank Premiumpaket hat mein Model X sogar “Ambiente-Beleuchtung”. Diese Lichtbänder an den Türen innen entlang. Sieht recht chic aus, ist aber einfach zu dunkel. Und wenn man schon so ein Raumschiff baut, hätten es auch gerne RGB-Lichtbänder sein können. Wie cool wäre rote oder blaue Ambiente Beleuchtung gewesen? 🙂 Die Ein- und Ausstiegsbeleuchtung an den Türen sind ebenfalls ziemlich dunkel, aber da gibt es schon Lösungen im Zubehörmarkt, die es mir aber doch nicht wert gewesen sind. Vielleicht in ein paar Jahren mal. Generell, die Beleuchtung ist innen zu dunkel und eine Cockpitbeleuchtung im Bereich der Mittelkonsole wäre noch angemessen gewesen.

Flacher Wagenboden – Der komplett flache Wagenboden ohne Getriebe/Auspuff-Tunnel ist wirklich super – man hat immer Platz für die Füsse, aber mir sind schon so oft Gegenstände, vor allem Trink-Flaschen, von hinten nach vorne – unter das Bremspedal!! – gerollt. Jetzt weiss man, warum unter den Vordersitzen in anderen Fahrzeugen immer so Erhöhungen im Teppich sind. Lieber Elon, das ist wirklich gefährlich.

Ebenso gibt es keine “Kante” zwischen Wagenboden und Einstieg bei den FWDs – wer in hügeligem Gelände parken muss und das Auto auch mal etwas schräg hinstellt, dem rollen dann die besagten Trinkflaschen auch seitlich aus dem Auto den Hang hinunter. Nunja.

Apropos ebener Wagenboden, im Kofferraum gibt es verschiedene Niveaus die ganz brauchbar zu erreichbar sind, aber der Ladeboden ist wirklich primitiv verarbeitet. Im Premiumsegment gibt es dafür schönere Beispiele.

Panoramascheibe – Was auf der eine Seite der Hammer ist – die Panoramascheibe – das ist wie Cabriofahren – die will man wirklich nicht mehr hergeben – ist es darunter im Hochsommer dann doch recht warm.

Man kann vielleicht nicht alles haben, aber es ist einfach warm unter der Scheibe, wenn die Sonne reindonnert und die von Tesla gelieferte Sonnenblende ist auch nicht super schön verarbeitet, wobei Sie ihren Zweck erfüllt. Nicht schön, aber effizient, OK. Details dazu hier.

UI

Vielleicht ist das UI sogar der wichtigste Teil am Auto, definiert doch die Bedienung, wie man das Auto täglich wahrnimmt.

Das Model X/S nimmt man vor allem via 17’’ Screen wahr. Perfekt platziert, super Grösse, aber schade passt sich die Helligkeit (noch-soll ja kommen) nicht automatisch an das Umgebungslicht an. (AP1-Fahrzeuge können das schon…) Bei den ganzen Tunneln die ich täglich durchfahre, wäre das noch super. Und die Anzeige, dass ich jetzt im Tunnel fahre, blendet in der Situation eher, als dass Sie mir irgendeinen Mehrwert bietet. Ich meine, ich sehe ja, dass ich im Tunnel fahre – warum sollte mir das Navi das auch noch mitteilen?

Update August 2017: Tunnel-Anzeige ist verschwunden und Helligkeit passt sich auch automatisch an. Geht doch!
Update September 2017: Tunnel-Anzeige wieder da. Dafür gibt es einen neuen Knopf im UI um den Abblendassistenten ein- und auszuschalten. Funktioniert hat er vorher schon im August, aber jetzt im September ist auch der Knopf dafür da. -Tesla bleibt dabei, alle 3 Wochen ein Software update.

Das UI ist in den letzten Jahren immer mal wieder im Look’n’feel von Tesla angepasst worden und folgt dem heute üblichen, flachen, und recht farblosen Designs.

Eine ähnliche Entwicklung haben auch Apple und Microsoft in ihren Betriebssystemen durchgemacht. Ich finde das persönlich etwas schade und hätte wie auf den Desktop-Computer auch im Tesla das alte, bunte 3D Design des OS X (Aqua) bzw. das klassische Windows XP Design bevorzugt:

Quelle: http://www.pierreroberge.com/new-blog/2014/3/20/thoughts-on-tesla-model-s-speedometer

Spotify – So super cool Spotify im Auto ist – nie wieder CDs in den Wechsler stecken, oder MP3 Player anschliessen (wisst ihr noch?), nicht mal das Handy muss die Musikbibliothek speichern. Einfach online streamen. Wenn nur das UI vom Spotify nicht so unübersichtlich wäre.

Tune In – das Podcast Modul vom Tesla: Super das es da ist, aber die Shownotes kann man nicht ansehen, die angefangenen Podcasts merken sie nie bis wohin man gehört habt und fangen jeden Tag bei Minute 00:00 wieder an. sehr nervig bei 2h-Podcasts, bei denen man nicht mal direkt zur gewünschten Zeit “vorspulen” kann, da der Podcast erst noch gecached werden muss.

Update August 2017: Im Model S verhält sich TuneIn besser, vielleicht wird das dann ja im Model X auch noch besser.
Update September 2017: Tesla bastelt an einem eigenen Streaming-Dienst

Tripcomputer – Ganz lustig gemacht, aber ich würde mir wünschen noch viel mehr Daten darzustellen, Sensoren hat der Tesla dafür ja genug. Nur leider kommt Otto-Normalfahrer da nicht dran. Bei Tesla startet der Trip jeweils neu, wenn man mal in «P» geschaltet hat. Ich hätte die Version (die ich auch sonst immer in den Autos hatte), das ein Trip erst nach 2h pause neu gestartet wird und unter 2h Pause einfach aufaddiert wird.

Navi – super Sache mit Google Earth, man kann es bei dem Supercomputer dahinter kaum glauben: Manchmal einfach ein Tick zu langsam beim scrollen oder zoomen.

Update Sommer 2018 - Tesla hat eine neue Routing/Map Engine

Bluetooth – während des Telefonates auf das Model X umschalten – Fehlanzeige. Wenigstens kann man per Sprachbedienung via «Bug Report» entsprechende Bugs an Tesla einfach melden und angeblich nehmen Sie auch «Feature-Enhancements» via diesem Weg entgegen. Ich bin mal gespannt. Hab auf jeden Fall schon eine ganze Reihe eingereicht.

WLAN-Hotspot – Für ein Auto das «Always-on» ist, dazu eine SIM-Karte mit internationalem Roaming hat, wäre das doch eine tolle Optionen. Und so lange noch kein Skype for Business im Display ist, wäre das eine Alternative den Laptop online zu bekommen. Aber aktuell muss immer noch der Handy-Hotspot herhalten, der sich am Schluss eh mit der Tesla-SIM-Karte die Bandbreite der Funkzelle teilt.

SfB – Skype for Business wäre für mich ein super Feature: praktisch immer wenn ich fahre, telefoniere ich und das Einwählen in Skype Konferenzen via Handy ist eben nervig. Schade ist auf dem riesen Display einfach kein Skype for Business (SfB) integriert, das wäre doch mal was für das rollende Büro. Aber hier sitze ich ja an der Quelle und bin schon dran, SfB im Tesla zu integrieren. Wer das unterstützen möchte, hinterlässt unten einen Kommentar: Je mehr Nutzer das Fordern, desto eher kann man solche Feature Enhancements priorisieren.

Browser – Ich glaube über den Browser im Model X muss man nicht viel sagen, der funktioniert einfach nicht wirklich. Da schaut man lieber auf dem Handy nach, auch wenn das Display vom Handy im Vergleich zum Model X Display ein Witz ist. Aber besser klein und funktioniert als gross und unbrauchbar.

Userprofil – Je nach dem welcher Schlüssel sich nähert, stellt das Model X den Fahrersitz und die Spiegel in die gespeicherte Position des Fahrers. Super Sache, gibt es als Memorysitz-Funktion schon ewig bei allen anderen auch, aber wenn jetzt noch das Userprofil bezüglich Navi-Favoriten, Mediacenter-Playlists und einfach alles was man im UI so einstellen kann damit verknüpft wäre, wäre es der Hammer. Ist es aber nicht. Schade. Dazu ist der Beifahrersitz ja ebenfalls elektrisch einstellbar, hier könnte der doch via Memory-Schaltung mit verstellt werden? Wird er aber nicht. Potential verschenkt. Aber kann ja alles noch kommen.

Update August 2017: Userprofile sollen sich bald "in die Cloud" verlagern. Macht ja auch Sinn bei dem geplanten CarSharing diensten.

Rückfahr-Kamera

Die Kamera an sich ist super, aber die Karre hat 8 Kameras, warum dann kein 3-D-View beim Einparken wie das von Nissan bis BMW alle haben? Weil der automatisch einparken kann? Ja angeblich kann er das, aber das funktioniert so schlecht, oder das Park Feld wird so selten angezeigt das ich noch nie eins gesehen habe, da mach ich das lieber gleich selber.

Update August 2017: Autoparking wurde verbessert - funktioniert jetzt tadellos, erkennt alle Parklücken, kann links/rechts/parallel/rechtwinklig einparken. Tip Top.

Fahren/Handling

Gross – Das Model X ist in Amerika entworfen worden, und das merkt man auch: Mit einer Breite von 2.27 m über die Spiegel und einer Länge von 5.05 m ist das Model X echt gross. Bei angeklappten Spiegeln immer noch 2.01m breit – das reicht garantiert nicht für die Autobahnbaustellen mit 2,00m Breite auf der linken Spur, selbst wenn es die Bauarbeiter gut gemeint haben!

Der Wendekreis ist gross. In der Tiefgarage der Firma muss ich rangieren um die Kurve zu nehmen, dass musste ich mit dem Sharan nicht, und der war auch nicht klein, aber dafür in Europa designed. Die Felge hinten links hat entsprechend keine 300km ohne Kratzer überlebt. Siehe oben.

Für enge Parkplätze ist eigentlich das “Summon” Feature gedacht, funktioniert jedoch nur, wenn Handy+Auto via GPS als nah beieinander lokalisiert werden können – also in Tiefgaragen praktisch nie und da wäre es am sinnvollsten.

Die standortbasierte, höhenverstellbare Luftfeder ist super komfortabel, aber irgendwie wäre ein adaptives Fahrwerk schön gewesen das auf Wunsch härter und Weicher wird – wie die Lenkung – anstatt nur die Karosseriehöhe anzupassen. Wäre bei den Rennwagen-Fahrleistungen der Tesla’s angemessen.

Auto Pilot (AP 2.0)

Quelle: Tesla

Das Thema Autopilot ist ja in aller Munde und auch in diesem Blog schon öfter vorgekommen. Rechts kann man über die Kategorien die Artikel filtern, die mit dem AP zu tun haben. Aber ich beschränke mich mal auf das Wesentliche: Auf Autobahnen ein super Assistent, solange keine Baustelle naht. Auf der Langstrecke hilft der AP mir entspannt zu fahren, aber eigentlich ist die Vorwarnzeit von «alles super» bis «manuell steuern!» viel zu kurz. Wer wirklich abgelenkt ist, wird zwischen AP-Mode und manuellem Mode zu wenig Zeit haben um das Steuer zu übernehmen.

Geschwindigkeitsbegrenzungen – Es scheint mir so, als ob der AP keine Geschwindigkeitsbegrenzungen von den Schildern liest, mindestens passt sich der AP nicht daran an. Viel mehr scheinen die Geschwindigkeitsbegrenzungen aus dem Kartenmaterial zu kommen. Schade, aber kann ja noch kommen. (AP1 kann das schon)

Spurwechsel – Ja, geht, aber wenn ich das manuell mache, ist es sicher das angenehmere Fahrgefühl.

Update August 2017: Besser geworden aber noch nicht auf dem AP1 Niveau
Update August 2018: Besser geworden, aber kann immer noch alles von AP AP1, (liesst z.B. keine Schilder), kann dafür via Radar "unter dem Auto Durchschauen" und das Vor-Vorausfahrende Fahrzeug für Notbremsungen berücksichtigen. Ist also nicht ganz fair zu sagen "schlechter als AP1". Ich würde sagen - inzwischen besser, aber noch nicht alle Features/Gimmicks aus AP1 abgebildet.

Tunnel – Was auch immer das ist – fehlerhaft justierte Sensoren (werde ich überprüfen lassen) oder Radarreflektionen im Tunnel? Auf jeden Fall bremst und beschleunigt mein Model X im Tunnel so stark das man sich um den Nachfolgenden Verkehr ernsthaft Sorgen machen muss. Würde ich hinter einem Tesla fahren der ohne ersichtlichen Grund abrupt bremst, würde ich mich auch aufregen…

Update August 2017: Besser geworden. Entweder es lag an den Sensoren oder an der Software - ist ja eigentlich auch egal.

Fazit: Der AP ist aktuell sicher kein «Auto Pilot» im eigentlichen Sinne der selbständig fahren könnte. AP ist ein sehr weit entwickelter Abstands-Tempomat mit Spurhalte- und Spurwechselassisten bis 150 km/h. Ich finde noch heute (August 2017) ist der AP1.0 der bessere, zuverlässigere AP im Vergleich zu AP2.0. Man kann gespannt sein, wie die «Smooth like silk» Version, die für die nächsten Tage angekündigt ist, dass nochmals verbessert. Auch, wenn der aktuelle AP kein «Autopilot» ist, glaube ich weiterhin fest daran, dass ich mich Ende 2018 von meinem Auto fahren lassen kann. Hinten einsteigen, Ziel bestätigen, und der virtuelle Chauffeur lässt mich geräuschlos zu meinem Ziel gleiten. In einigen Staaten in den USA ist das autonome Fahren mit Fahrzeugen auf Level 5 schon erlaubt und überraschender Weise übrigens auch in Deutschland!

Reichweite

Verbrauch – Spezifischer Nachteil des Model X60D: Wenn man einen schweren, rechten Fuss hat, macht sich der Mehrverbrauch, wie bei den ICEs, sofort in der Reichweite bemerkbar. Und die ist ja bekanntermassen beim 60er eher knapp als üppig: Ich rechne mit Klima, Musik, Sitzheizung, Licht, Scheibenwischer -all in mit 250km “immer” (24kWh/100km) und vorsichtiger gefahren mit 300km (20kWh/100km). Auf meinen regelmässigen Fahrten die ich zur Arbeit pendle sind die 20kWh/100km tatsächlich sehr realistisch.

Update August 2017: Irgendwie kann man "elektrisch" fahren üben - auf jeden Fall ist mein Verbrauch in den letzten Monaten kontinuierlich gesunken und das liegt nicht nur am warmen Sommerwetter. Meine Arbeit-Pendel-Strecke kann ich inzwischen mit 16kWh/100km fahren, ohne auffällig langsam zu fahren. 14kWh/100km kann man auf den 50km im Durchschnitt schaffen wenn man sehr defensiv fährt und statt zu bremsen ausschliesslich rekuperiert.

Die 326km in der Reichweitenanzeige bei 100% Ladestand kann man also nur indikativ werten und dabei ist die schon auf “typisch” und nicht auf “normiert (NEFZ) gestellt. Um NEFZ Reichweiten zu erreichen müsste man wohl konstant 80 km/h fahren.

Update August 2017: Restreichweite wird jetzt realistisch angezeigt. Zwar stehen jetzt nur noch 288km in der Anzeige, dafür kann ich mich darauf nun verlassen und komme oft auch noch weiter.

Ganz ehrlich, 280km “echte” Reichweite erfordern bei Fernreisen eine Anpassung der Tripplanung an das Auto, das war beim Verbrenner doch in weitem Masse andersherum. Ich denke ab der 500km Reichweiten-Schallgrenze ist das wieder egal, oder eben mehr SuperCharger bzw. das Elektroauto mit der unendlichen Reichweite

IMHO würde das Upgrade auf 75 kWh (damit also etwa 340 km ECHTE Reichweite bei 22 kWh/100 km) den Kohl auch nicht fett machen. Für die 4900 CHF kann man einige Nächte in Hotels verbringen um die Ladeweile zu überbrücken oder Mietwagen nehmen. Wenn dann schon gleich den 100er, den 90er gibt es ja nicht mehr.

Stand-by-Verbrauch (oder auch in Tesla-Sprache «Vampire-Drain»). Jeder Akku hat eine Selbstentladung, an der kommen wir chemisch nicht vorbei, aber insbesondere mein Model X hat da einen bedenklichen Stand-by-Stromverbrauch: Statt den von Tesla im Handbuch angegebenen 1% pro Tag komme ich auf 1km pro Stunde. Das macht 24km am Tag Stand-by-Verlust. Das findet auch Tesla zu viel – aktuell ist das Fahrzeug bei Tesla zur Kontrolle.

Update August 2017: Vermutlich lag es an einer defekten 12 Batterie - ist mit dem kostenfreien Tausch der Batterie gelöst worden. Das Thema hat auch einen eigenen Artikel bekommen: 
Der Akku vom Model X hält angeblich 1 Mio km. Der 12V Akku aber nur 10.000 km.

Fazit: Bei allen täglichen (Pendler-) Fahrten für mich kein Problem, bei Fernreisen ist leichtes Umdenken angesagt. Wem das zu blöd ist, kann sich das Umdenken via 100 kWh Akku sparen. Zu dem Thema bin ich auch beim Electrify BW interviewet worden, in Folge #14 der wirklich gut gemachten Podcasts, könnt ihr mich dazu hören.

Laden

Im “täglichen Gebrauch” lade ich mit 11 kW via Wechselstrom.  Strom gibt es zwar überall, aber 3 Phasen Drehstrom (11KW) ist schon etwas seltener als 230V. Tesla SuperCharger stehen eben auch (noch) nicht überall – damit ist Laden (z.B. an den öffentlichen Ladestationen) “langsam”.

Pro Stunde kann ich etwa 50km nachladen, mit dem viel zu teuren Software Update von dem 11 KW auf 17 KW Lader (wird aktuell nicht mehr auf der Website angeboten, keine Ahnung wo die Option hin ist)

Update August 2017: ist zwar nicht im Tesla-Account zu sehen aber für 2000 CHF im Service Center upgrade-bar. Offenbar braucht das Ladegerät eine neue Sicherung und die Software wird in dem Punkt angepasst. - geht aber nicht am UMC, nur an Ladestationen die entsprechend Leistung liefern

wären das etwa 77km/h, das macht auch keinen grossen Unterschied. Wenn man Parkgebühren gehen aufgenommenen Strom nimmt, rechnet sich das auf absehbare Zeit nicht.

Die blauen, Campingsteckdosen (230V/16A) kann man nur ernsthaft in Betracht ziehen, wenn man ein oder zwei Tage an einem Ort ist und nachladen will. 20-30h – nachladen – je nachdem mit was man die Campingplatzinstallation belasten kann – für leer-auf-voll kann man dann wirklich als Schnarchladung bezeichnen.

Fazit: Gäbe es kein SC Netzwerk, hätte ich keine Ladestation zu Hause oder eine verlässliche Ladestation in Fusslaufweite, wäre das langsame Laden für mich ein grosses Fragezeichen für ein Elektroauto, da die öffentliche Ladeinfrastruktur im Jahre 2017 unzuverlässig und durch “Bezahlsystem-Kleinstaaterrei” wirklich nervig ist. Echt schade, dass der schon verbaute, schnellere 17 kW Lader nicht standardmässig freigeschaltet ist. Bezahlt habe ich den ja eh schon, das Gewicht fahre ich eh durch die Gegend, schade kann ich den Nutzen nicht daraus ziehen.

Sonstiges

Tesla sammelt aktuell umfangreich Telemetriedaten um die Entwicklung des AP2 und das spätere, autonome Fahren, zu ermöglichen. Ich selber habe dem zugestimmt, aber bekomme keinerlei Einblick, was genau Tesla aktuell so speichert. Um Mal einen kleinen Vorgeschmack zu liefern: Diese Statistiken kann man via Teslalog.com alleine nur auf Basis der API Daten erstellen. Ich würde eigentlich sehr gerne wissen, was Telsa über mich weiss, inklusive aller Kamerabilder.

Quelle: Teslalog.com
Quelle: Teslalog.com
Quelle: Teslalog.com
Quelle: Teslalog.com
Quelle: Teslalog.com

Schlussbetrachtung:

Für sehr viele Punkte die ich beschrieben habe, würden mir entkräftende Argumente einfallen,

Update August 2017: oder sind inzwischen (kostenfrei) gelöst worden!

aber das will in diesem Artikel bei der Überschrift ja niemand lesen. 🙂 Vielleicht mache ich auch nochmal einen Artikel über das, was mir so richtig gut gefällt.

Update August 2017: den Artikel gibt es inzwischen:

Die coolsten Features des Model X

Denn unter dem Strich ist das Model X das, was der DeLorean in “Zurück in die Zukunft” war:

– die Zeitmaschine, mit der man schon heute erleben kann, was die anderen erst in einigen Jahren auf die Strasse stellen.

Fazit: Würde ich das Model X wiederkaufen? Auf jeden Fall. Vielleicht ein 100er, wenn ich das Geld dafür ausgeben wollte. Vor allem wenn ich überwiegend in Deutschland fahren würde.  Natürlich nur wegen der Reichweite, nicht wegen der 3.4 s auf 100. 🙂 OK, erwischt. Also gut: Es gibt ein paar Nachteile, aber dennoch ist das Model X das innovativste Auto, das aktuell auf diesem Planet für Geld zu haben ist. Ich würde es wieder kaufen.

 

 

9 thoughts on “Die Nachteile des Tesla Model X”

  1. Hey Morell, toll geschrieben, viele Informationen und einen super Einblick in das (Auto)Leben eines Tesla Fahrers.

    Von mir ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️ .

    Ingo

  2. Danke für dem guten Artikel. Ich warte derzeit auf mein Model S, konnte aber das einer oder andere sehr gut vom X auf das S ableiten. Weiter so!

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