Tesla Kaufberatung – oder Erfahrungen mit dem Elektroauto im Winter

Update nach 55.500 km im Januar 2019, Updates kursiv, Text entsprechend aktuellem Tesla-Shop aktualisiert

Wer sich überlegt ein Elektroauto anzuschaffen, für den sind die Erfahrungen anderer sicher wertvoll. In diesem Artikel beschreibe ich, was sich nach 25.000km 55.500 km (01/2019) Tesla Model X als gute, oder eben weniger gute Entscheidung bei der Konfiguration des Fahrzeuges herausgestellt hat. Dieses unter der besonderen Berücksichtung der aktuell kalten Jahreszeit, denn Elektroautofahren im Winter ist nochmal eine besonderes Thema.

Wer es kurz und knackig haben möchte, meine persönliche Empfehlung für die Konfiguration des perfekten Tesla’s:

  • 75er Akku bestellen
    Gibt es ja Stand 2019 nicht mehr, aber der Softwarereduzierte 100er ist eine sehr gute Wahl bezüglich Preis/Leistung. Mein 60er- auf 75er Upgrade hat lediglich ca 8 kWh gebracht, was ich sehr enttäuschend finde.
  • 7-Sitzer-Innenraum
  • Premium Paket
  • Winterpaket – gibt es nicht mehr separat, aber wenn man einen gebrauchten kaufen will, sollte man darauf achten:  Heizbare Scheibenwischer. Die bei Schneefall durch die fehlende Motorabwärme einfrierenden Scheibenwischer sind wirklich nervig…
  • Kein verbesserter AP. Würde ich inzwischen wegen des “Wachturm-Updates” nehmen
  • Kein “Potential für vollautonomes Fahren”
    Gilt leider noch immer, da autonomes Fahren noch nicht in Sichtweite ist
  • die “kleinsten” Räder (beim Model X immerhin 20”)
  • 11 KW Standard Ladegerät. Gibt nur noch das 17.5 KW High Power Ladegerät
  • Standard Farbe
  • Meinen Referal-Link für 6 Monate kostenfreies Supercharging verwenden

Gilt entsprechend auch für andere e-Autos, aber eben nicht für jedes Anforderungsprofil. Wer wissen will warum ich die oben genannten Optionen empfehle, liesst hier weiter:

75er Akku bestellen

Das wahrscheinlich wichtigste Thema zu erst – die Reichweite. Wenn über Elektroautos gesprochen wird, ist immer die Reichweite das erste Thema, danach kommt dann die Frage nach dem Aufladen.

Ich habe mich damals für den 60kWh Akku entschieden (echte 288km Reichweite), vor allem aus Budget-Gründen und unter der Annahme, dass die Batteriepreise in den nächsten Jahren fallen werden. Das bei der 60er Version mögliche Softwareupdate auf 75 kWh hat diesen Verfall schon sehr eindrücklich gezeigt:

Von ursprünglich 10.000 CHF auf 7.500 CHF auf nun 4.700 CHF. 53% Preisverfall in nur 5 Monaten. Alles richtig gemacht, würde ich sagen. Bald schlage ich zu und hole mir die zusätzlichen ca 80km Reichweite

Ich habe das Update im Januar 2018 zum Preis von 4700 CHF gekauft und mich danach noch einige Zeit mit Tesla gestritten, dass von den 75 kWh lediglich ca 66-68 kWh nutzbar sind. Von 288 km Reichweite komme ich nun auf 314 km, viel Geld für +26 km die man bis auf die Urlaubsfahrten nie nutzt. Ich hatte auf ca +70 km (ca. 360km) gehofft, was bei +15kWh oder eben echten 75 kWh ja auch hätte aufgehen müssen. 

Aber mit dem Brutto-Netto Problem bin ich nicht alleine… Daher ist Tesla (vorerst auf der US-Website, wird bei uns sicher auch bald kommen) inzwischen auch dazu übergegangen Reichweiten statt Kapazität anzugeben.

Daher: ich würde die kleinste verfügbare Akku-Variante nehmen, aktuell der 75er, (limitiert vom 100er, sobald im Europa-Shop konfigurierbar  – bisher ist das nur im US-Shop sichtbar, wird aber bald auch in Europa verfügbar sein)  da Kapazität immer noch der Preistreiber bei der Konfiguration ist und wenn man ehrlich zu sich selbst ist… wann fährt man schon mehr als 300 km am Stück. Und selbst dann, dank verfügbarem, zuverlässigem und (für Fahrzeuge via Referral hier mein Link) nur noch bis 1. Februar 2019 – für 6 Monate kostenfreiem Tesla Supercharger Netzwerk auch kein Problem.

7-Sitzer-Innenraum

Zum Zeitpunkt meiner Bestellung  verfügte nur die 5-Sitzer Variante über eine umklappbare Rückbank. Eine feststehende Rückbank kam für mich nicht in Frage. Da die aktuellen Varianten auch bei 7-Sitzern die 2. und 3. Reihe umklappen können würde ich heute die 7er Variante nehmen. Den Zusätzlichen Stauraum in der 5er-Version habe ich bisher nicht genutzt

Update 2019 – Als wir zu 4. in den Skiurlaub mit 6x Ski, 1x Snowboard, entsprechenden Helmen, Schuhen und Kleidung gefahren sind, war ich schon sehr froh um den Platz und musste nicht wirklich “Packtris” spielen, bzw eine Anhängerbox mieten. Manchmal ist ein wirklich grosses Auto auch einfach praktisch. 

Wenn man mal Platz braucht, nimmt man den Frunk vorne, wo andere Autos den Motor haben.

Den Frunk benutze ich immer gerne für Dinge die man nicht quetschen sollte und an die man immer rankommen muss, ohne den Kofferraum auszuräumen. (Ladekabel, Laptops etc)

Premium Paket

Ist inzwischen inklusive – Das Premium Paket würde ich wieder nehmen, alleine schon wegen des Luftfilters und der automatischen Türen. Luftfilter in der Schweiz? Ja. Für die Tunnel. Und den Berufsverkehrsstau im Winter, wenn alle Verbrenner die Abgasreinigung deaktiviert haben. Die Luftqualität im Tesla ist wirklich unfassbar gut und wenn man mal hinter einem Diesel mit Düsendefekt oder einem LKW steht, der sein 150er Auspuffrohr auf Luftansaugkanalhöhe hat, dann weiss man den Filter zu schätzen. Daher auch in CH/D zu empfehlen. Für Allergiker allemal.

Das Premium Paket hat die automatischen Türen. Ich weiss, braucht man nicht. Bis man Sie mal hatte. Ich sage nur, Gentleman 2.0. Oder, wenn man mal wieder ein anderes Auto fährt und sich wirklich wundert, warum die Tür nicht von alleine zugeht, während man sich anschnallt. Es gibt Features, die vermisst man am Tag 1, wenn man sie nicht mehr hat, obwohl man Sie vorher nie hatte.

Winterpaket

Das Winterpaket ist nun im Premium enthalten, war zu meinem Bestellzeitpunkt noch separat. Ich würde es mit dem Wissen heute unbedingt bestellen, Wischerenteiser und beheizten Waschdüsen sind ein Muss beim E-Auto.

Die fehlende Abwärme des Motors lässt bei bei solchem Wetter den Schnee auf der Scheibe schnell mal sehr lästig werden. -Beheizte Wischer sind ein Muss.

Kein verbesserter AP

Warum nicht? Weil der AP2 immer noch nicht besser ist als der AP1. Geld das man sich sparen kann, bis “Feature-Parity” erreicht ist. In “two Elon-Weeks” (Beliebiger Zeitraum), oder so…

Januar 2019: Leider noch immer so: AP 2 kann noch nicht wirklich mehr als AP 1. Auch die “Wischautomatik” ist noch nicht so, wie man sich das von einem Oberklasse Auto wünschen würde.  Aber das “Wachturm-Feature” (Kameraüberwachung im Stillstand gegen Parkschäden/Diebstahl/Vandalismus…) wäre jedoch der Grund für mich die Funktion zu bestellen, falls nicht doch im nächsten Update enthalten, da bisher alle Sicherheitsrelevanten Funktionen kostenfrei (!) inkludiert waren.

Kein “Potential für vollautonomes Fahren”

Siehe “kein verbesserter AP”. Solange nicht erlaubt – und wer weiss wann das der Fall sein wird würde ich kein Geld für etwas ausgeben, was man heute nicht gebrauchen kann und jederzeit via OTA nachrüsten kann.

Januar 2019 – leider noch immer kein vollautonomes Fahren in Sicht…

Die “kleinsten” Räder (beim Model X immerhin 20”)

Warum? Weil Sie am wenigsten Energie verbrauchen und die beste Beschleunigung haben. Dazu sind die Reifen noch günstiger als die 22er, wenn Sie mal runter sind. Und glaub mir. 4×4 mit bei knapp 800PS. Da lebt kein Reifen lange, wenn man es darauf anlegt.

11 KW Standard Ladegerät 17.5 KW High Power Lader

Die Upgrade Option finde ich gar nicht mehr auf der Website. Sollten die aktuellen Modelle direkt mit dem 17.5KW Lader ausgeliefert werden?

Wenn ja, super. Wenn nein würde ich die 2500 CHF upgrade kosten (OTA+Hardware-Sicherung im SC tauschen)  nicht ausgeben. 11 KW reichen über Nacht allemal, und wenn es mal schnell gehen muss sind auch 17.5KW zu langsam… da sucht man sich lieber einen DC-Lader.

Alle aktuellen Modelle werden nur noch mit 17.5 KW High Power Ladegerät ausgeliefert. Bis zur roten 400v 16A Drehstromsteckdose hat das keinen Unterschied gemacht, aber bei den 22 KW Ladestationen würde er etwas schneller laden. ( ca. 80 km/h vs ca. 47 km/h oder von leer auf voll ca 4:20 h vs ca 6:40 h)  Da ich via der Referrals ein paar CHF Tesla Credits erhalten habe, (und mir kein Model 3 bestellen werde – hier mein Erfahrungsbericht von der Model 3 Probefahrt) werde ich das Upgrade bestellen, bevor das Guthaben verfällt.

Standard Farbe

Nach dem schönen Henry Ford Zitat handelt auch Elon Musk – Schwarz ist Standard, alles andere kostet Aufpreis. für die 1000-1600 CHF kann man schon fast ein Auto in jedem beliebigen Design folieren und schützt sich dabei noch gegen Kratzer. Ich würde Schwarz nehmen oder eben folieren.

Tja, von dem grossen 100er Akku und dem Beschleunigungsupdate abgesehen -viel mehr Optionen gibt es schon gar nicht mehr. Die ehemaligen Optionen wie Anhängerkupplung, Sitzheizungen hinten, Luftfederung etc sind alle im Premium Paket aufgegangen, das macht die Entscheidung einfacher.

E-Auto fahren im Winter

Dank 4-Rad Antrieb eine super Sache, beschleunigt wie verrückt (aber Achtung, die Physik ist beim Bremsen von 2.8t Tesla auch nicht zu überlisten). Standheizung kann man auch bei Verbrennern bestellen, aber eine elektrische Standheizung, konfigurierbar via Handy, ist schon was feines. Scheiben sind frei, Auto ist warm, tolle Sache.

Hier noch ein kleiner Artikel zum Thema erfrieren im E-Auto im Stau…

Wenn das alles E-Autos wären…

Nur schade wenn man sich das Winterpaket gespart hat – wer hätte auch gedacht das man jemals beheizte Scheibenwischer brauchen könnte. Aber das die fehlende Motorabwärme die Scheibenwischer nicht heizt, fällt einem erst auf, wenn man im Schnee unterwegs ist. Das dabei die Abstandssensoren und damit der Tempomat / AP vor lauter Schnee nicht mehr funktionieren stört weniger beim Autopilot, dem man bei dem Wetter sowieso lieber nicht vertraut. Wer weiss was der AP dann als Fahrspur identifiziert.

Dafür aber beim Einparken. Die über 5x2m Tesla Model X ohne Sensoren einzuparken ist man ja gar nicht mehr gewohnt…

Tja, und wenn es draussen wieder kalt ist, sollte man nicht vergessen das Auto aufzuladen. Der Stromverbrauch ist – zwar stark abhängig vom Fahrprofil – aber dennoch 10%-30% höher als im Sommer:

Bei Langstrecke würde ich statt 20-25 kWh beim Model X mit 25-30 kWh rechnen.

Bei Kurzstrecke, wenn die Heizung den grossen Innenraum immer wieder aufwärmen muss, kann man mit 30-35kWh rechnen.

Dazu sollte man einplanen, dass ein kalter Akku weniger Energie zur Verfügung stellen kann als ein warmer – Beispiel: Man stellt das Auto nach einer längeren Fahrt mit 150km Restreichweite über Nacht bei -10° ab. Das Auto und der Akku kühlen über Nacht ab und am nächsten morgen sind vielleicht noch 110km in der Anzeige…  Ein Teil der Differenz wird dazu noch gebraucht um den Akku auf Betriebstemperatur (ca 30°) aufzuheizen.

Wenn man den Tesla ganz leer gefahren hat und das Fahrzeug ausgekühlt ist, läd er anfangs sogar noch langsamer als sonst, am blauen Balken zu erkennen, der die kalten Zellen repräsentiert. Die roten sind schon geheizt.

 

Wenigstens im Winter haben die Verbrenner also noch einen kleinen Vorteil: Wenn schon die Abgasreinigung nicht funktioniert, kann man die Abwärme wenigstens zum heizen verwenden. Dafür haben die “Anderen” keine lustigen Easter-Eggs: Wenn man “Ho Ho Ho” in die Sprachbedienung sagt, erscheint der Santa mit Schlitten und alle umgebenen Verkehrsteilnehmer werden im Dashboard vom AP als Rentiere dargestellt. Na dann, frohe Weihnachten (nachträglich) und guten Rutsch!

(aktualisiert Januar 2019)

8 thoughts on “Tesla Kaufberatung – oder Erfahrungen mit dem Elektroauto im Winter”

  1. Danke für die Infos. Ich habe mein X (fast wie beschrieben) im Dez. bestellt, jedoch ohne Premium Paket. Das einzige was ich am Premium cool fand, war das beheizte Lenkrad 🙂 jedoch für mich den Preis nicht Wert. Bei den beheizten Scheibenwischer und Waschdüsen war meine Überlegung, dass ich das Vereisungsproblem mit Innerraum-Vorheizen und Frostschutz im Wischerwasser bekämpfen kann. Jedoch wird sich dies dann zeigen, ob es funktioniert 😉 ggf. hast Du Erfahrung damit? danke und Gruss

    1. Hi Rog, wie geschrieben, hätte auch nicht gedacht das ein beheizter Wischer Sinn ergeben würde, aber wäre bei den paar Tagen heftigen Schnee die wir hatten hilfreich gewesen. Hab’s aber auch ohne überlebt.

  2. Hallo Morell

    Danke für diesen Beitrag.

    Du hast recht, das Winterpacket ist, wie es der Name schon sagt, ein Muss für den Winter.
    Den 17.5kw Lader, auch “Doppellader” genannt, gibt es in den neuern Teslas nicht mehr.
    Bei den Felgen ist auch die max. Anhängerlast zu beachten. Kleine Felgen können mehr ziehen. 19″ und 20″: 2300kg, 22″ um die 1800kg. (aus dem Kopf)

    Noch was zur Reichweite. Ich habe dieses Ski-Wochende folgendes Versucht:
    Ich fuhr selten über 100km/h. (Höchstens zum Überholen…)
    Die Lüftung/Heizung nutzte ich nur um die Windschutzscheibe frei zu machen.
    Dafür war die Sitz- und Lenkradheizung immer an.
    Und so kam ich aus dem Zürcher Oberland nach Obersaxen mit 244Wh/km durch. Zurück ging es mit 160Wh/km.

    Mit dem Tesla im Winter auf Schnee ist der Wahnsinn. Beschleunigt als hätte es kein Schnee.
    Auch das Bremsen nur mit dem “Gaspedal” ist in Ordnung (Rekuperation). Sobald man aber die Fussbremse nutzt, verhält sich der Tesla wie ein “normales” Auto.

    Ich hab die “Potential für vollautonomes Fahren”-Option genommen. Weil der Aufpreis höher ist, wenn man die Option nachträglich einbaut und weil ich den niedrigeren Aufpreis ins Leasing nehmen konnte.
    Der Witz daran ist ja, dass diese Option ja eigentlich schon verbaut ist. Die wird “bloss” per Software freigeschaltet.

    Im Premium Packet ist noch eine verbesserte Soundanlage verbaut. Der Bass hat 25ltr “Resonanzvolumen” Für Audiophile Leute ist dies “Wichtig”.

    Gruess
    rog

    1. Hi Rog,
      der 17.5KW Lader ist nun Standard, bei meiner Variante noch nachträglich upgradefähig für 2500 CHF. (ist wohl Software und Hardware (Sicherung))

    1. Bin mir nicht sicher – müsste man mal bei Tesla anfragen. Das soll nicht heissen, dass ich eine Wärmepumpe beim Model S/X nicht begrüssen würde, aber der Nutzen ist bei einem Tesla prinzipbedingt viel geringer als bei einem Kompakt-EV: Die kleine alle eine kleine Batterie, d.h. heizen mit PTC-Elementen beansprucht den Akku relative gesehen viel stärker als beim Tesla mit grossem Akku. Wenn ich 1 kWh an Heizleistung im Tesla verbrate, dann sind das ~1% an Reichweite, aber bei einem Kompaktwagen sind das schnell 5%. Ich hab in den letzten Wochen erst bei deutlichen Minus-Graden den Reichweitenverlust bemerkt.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.