Wenn das alles E-Autos wären…

Wenn das alles E-Autos wären. Wer würde die alle abschleppen nach 3h heizen.

wenn das alles E-Autos wären

Und vor allem… -Wie? Diese Frage mit dem Bild der verschneiten Autobahn ist mir in den letzten Tagen häufiger über den Weg gelaufen. Und nervt mich jedes Mal. Ihr kennt das Bild.

In einer Facebook Gruppe alleine ist das Bild knapp 2800x geteilt worden und hat fast 450 Kommentare erhalten, im Twitter geistert das auch herum.

Es gibt sogar schon Zeitungsartikel in der Neuen Westfälischen Zeitung darüber.

Als das Bild dann auch noch im LinkedIn angekommen ist, habe ich beschlossen diesen Artikel zu schreiben.

Warum?

Ich rechne mal eben vor, warum das so ein Schwachsinn ist:


Generell plane ich auf meinen Langstreckenfahrten mit ca 10% Reserve. Bei meinem 75er Model X sind das etwa 7 kWh oder ca. 30 km.

Für die Dauerleistung der Heizung im Model X schätze ich mal 1.5 kW. Aufwärmen könnte kurzzeitig höher liegen. Das Model X ist zwar ein grosses Auto, aber dennoch sollte der Wert auch bei sehr kalten Temperaturen nach meinen Erfahrungen im Fahrbetrieb mit/ohne Heizung grosszügig geschätzt sein. (Wer es genau weiss, bitte Rückmeldung an mich).

Bei meinem 75er, sagen wir mal im Winter – da sehr kalt – nur effektiv 60er: 60 kWh / 1.5 kW = 40 h reines Heizen bei 100% Akkustand.

Nehmen wir mal an, ich habe 10% Reserve eingeplant. Bei dem aktuellen Wetter würde ich eher 20% einplanen, aber eher wegen eventueller Umleitungen etc.

Macht also 14kWh Puffer. 14 kWh / 1.5 kW = 9.3h heizen.

Die im Bild genannten 3h heizen hätten mich also nur 4.5 kWh gekostet, oder etwa 20km Reichweite.

Dazu würde ich mir im Stand das gemütliche Kaminfeuer anmachen, Chillout Musik hören und die Arcadegames via Lenkrad durchspielen. Wenn der Verkehr dann in Stop-n-Go übergeht, würde ich das dem Autopilot überlassen und mich entspannt zurücklehnen.

Da so ein Stau aber gerade bei diesem Wetter nicht plötzlich kommt, und auf dem Bild ist der Verkehr ja auch nicht zum Erliegen gekommen, sondern kriecht langsam dem Räumfahrzeug hinterher, würde ich mal davon ausgehen, dass mein Fahrbetrieb auf dieser Reise schon sehr unter der Verbrauchsschätzung gelegen hätte.

Wenn ich also statt auf der Route geplanten 120 km/h nur 60 km/h gefahren wäre, hätte ich statt ca 25 kWh/100km nur ca 17 kWh/100km verbraucht. Alleine diese Differenz von 7kWh pro 100km würde mir 3 h reines Heizen ermöglichen, ohne meine Reichweitenplanung zu gefährden.

Ergo: Kalt würde mir erst nach ca 9 h, danach wäre erst mein Puffer aufgebraucht, wirklich stehen/liegenbleiben würde ich dementsprechend noch viel später.

Eventuell wird es dann im Verlaufe der Reise irgendwann mal mit dem Erreichen des Zieles knapp, aber seitdem ja im Jahre 2019 fast alle Dörfer an das Stromnetz angeschlossen sind, vereinzelt sogar schon dedizierte Ladestationen stehen oder auch schon das Superchargernetzwerk erfunden wurde, gibt es da wirklich kein Problem.

Die über 3 h weggeheizten 4.5 Kilowattstunden wären bei den Lademöglichkeiten unten entsprechend nachgeladen:

Ladeart Leistung Zeit zum Nachladen von 4.5 kWh
Tesla Supercharger 100 kW <3 min
400V Drehstrom 11 kW 25 min
230V Schuko 3.7 kW  72 min

Nach 3 h Stau würde ich eh mal Pipi machen gehen. Das wird am Supercharger eine Positivbilanz: Da fahre ich mit mehr Reichweite ab, als ich verheizt habe.

Wer mehr zum Thema Elektroauto im Winter lesen möchte, dem sei dieser Artikel wärmstens ans Herz gelegt:

Tesla Kaufberatung – oder Erfahrungen mit dem Elektroauto im Winter

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Wer noch weitere Mythen rund ums das Elektroauto widerlegt haben möchte, der sollte sich den “Rotta” durchlesen:

Mythen-Buster Elektromobilität

In diesem Sinne: Geniesst den Schnee, solange er noch da ist!

6 thoughts on “Wenn das alles E-Autos wären…”

  1. Sehr gute Rechnung! Zum Vergleich: unser ganzes 180m²-Haus braucht bei -12°C theoretisch 4kW Heizleistung (ist natürlich auch super gedämmt, aber trotzdem).

  2. Der Artikel ist a) richtig und b) falsch:
    A) Ja, man kann es ausrechnen, dass man bei genügend großer Batterie auch mit Heizen im Stau über die Runden kommt.
    B) sind Elektroautos, die dank der Flausen eines Elon Musk so groß und schwer gebaut werden wie bisher die Verbrenner, nicht wirklich ausreichend gegen die Klimakatastrophe. Da sind eher Keichtbau-Lösungen wie z.B. ein Aptera angesagt, wenn es denn schon unbedingt ein PKW sein muss. Und da wird dann mit sehr viel kleineren Stromkapazitäten gearbeitet, so dass ein Heizen sehr stark ins Gewicht fällt.

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