Die ersten 4244 Kilometer oder 1 Monat Model X fahren

Erst dachte ich, das erste Review schreibe ich nach 1000km. Aber der Kilometerzähler des Model X dreht so schnell, das kann man sich gar nicht vorstellen.

Model X fahren macht wirklich Spass.

Und das schon 4244 km lang.

Und es ist ein wirklich grosses Auto. Innen wie aussen. Geräumig aber auch ein ziemliches Schiff mit grossem Wendekreis. Italienische Tunnel sind mit Vorsicht zu geniessen. Dank der Luftfederung passt ein Model X auch hier durch. In der ersten Tiefgarage habe ich aber bei Kilometer 100 dank amerikanischem Wendekreis in Schweizer Tiefgarage den ersten Kratzer in die Felge gefahren. Beim nächsten Besuch der Garage den zweiten.

Mein Eindruck nach den ersten Tesla-Probefahrten ist noch immer da: “Wenn man einmal elektrisch gefahren ist, hat man das Gefühl, alle anderen Autos sind kaputt.”

Aber so ein Model X ist auch nicht frei von Fehlern, Hardware wie Software-Fehlern. Aber es erregt Aufmerksamkeit, wo auch immer man gerade ist. Bisher hatte ich sehr viel positive und interessante Gespräche, ein paar Anekdoten gibt es schon zu erzählen:

Mit 4 köpfiger Familie im Urlaub in Süd-Tirol auf dem Hotelparkplatz:

Er: "Sind Sie das mit dem Tesla?"

Ich: "Ja".

Er: "Ist das denn schon alltagstauglich?

Ich: "Ich bin aus der Schweiz über die Alpen im Südtirol mit zwei Kinderwagen, Koffern und 4 Personen angekommen, wie alltagstauglich muss es denn noch werden?"

Er: "..."

Danach haben wir eine Probefahrt gemacht und ich denke es hat etwas bei ihm bewegt. Im Hotel gab es übrigens einen Tesla-Destination-Charger der zwar gerade kaputt war, aber die CEE16-Dose in der Tiefgarage ist genauso gut gewesen.

Ein Tesla kommt selten allein (Passat’s offenbar auch nicht)

 

Passfahrten sehen im Energie-Monitor übrigens so aus:

Wetten-Dass-Wette: Errate den Pass

Oder auch Im Hotel in Sonthofen im Allgäu:

Vorher mal angefragt wegen Strom – Sonthofen und Umgebung ist noch nicht so gut ausgestattet was die öffentliche Ladeinfrastruktur betrifft – schon am Telefon sehr hilfsbereit und entspannt. Vor Ort haben wir dann das 16A-Drehstromkabel von der Küche auf den Parkplatz gelegt, hat super funktioniert mit der eigenen Verlängerung. Danach noch Probefahrt und anschliessende Bewerbung beim Tesla-Destination-Charger Programm – angenommen. Sonthofen hat bald ein Tesla-Destination Charger Hotel. Aussage Hotelbetreiber: “Mein nächstes Auto ist ein Tesla”.

Einen eigenen Kabelsatz würde ich jedem Elektromobilisten empfehlen dabei zu haben: Alle die ich bisher getroffen habe sind zwar sehr hilfsbereit gewesen, aber nicht jede “Drehstrom-Handwerker-Kabeltrommel” ist für 16A Dauerbelastung ausgelegt… Sicher ist sicher.

Strom gibt’s überall – Der Schweizer T25 Adapter hat sich schon öfter bewährt

Hardware-Fehler

Die Falcon Wing Doors (FWD) quietschten ziemlich von Anfang an – die Schalter für die FWD waren abgebrochen geliefert, vorne ein kleiner Lackschaden ab Werk, Kondenswasser in allen Rücklichtern, ebenso der Fahrersitz mit Falten im Leder und einer Naht, die in das Schulterblatt drückt. Das muss man irgendwie mögen, wenn man einen Tesla kauft, das die Qualitätskontrolle vor Auslieferung so lala ist. Wird aber demnächst alles repariert.

Software-Updates

Genau so wie HW-Reparaturen mag der Teslafahrer auch die Software-Updates, die in den ersten Wochen praktisch regelmäßig gekommen sind: Ich habe schon drei Updates in 4 Wochen installiert. Und es werden hoffentlich noch einige kommen, denn der Autopilot auf der neuen Hardware-Platform (AP2 / HW2) ist schon besser geworden, aber immer noch weit weg von der Qualität des AP1. Von “Feature-Parity” ganz zu schweigen.

Die ersten Wochen Tempomat auf Autobahn nur bis 80 km/h, (inzwischen bis 130 km/h) war sogar für die Schweiz nicht wirklich brauchbar, inzwischen OK. Was wirklich nervt sind die unmotivierten Vollbremsungen im Tunnel. Tunnel haben wir in CH leider viele, Amerikaner offenbar weniger. Das ist nicht nur unkomfortabel sondern schon bald gefährlich. Der “AP” sieht Geister-Autos und bremst, “gut gemeint” ist jedoch das Gegenteil von “gut gemacht”, in diesem Falle.

Dafür gibt es ein lustiges Easter-Egg, die Mario-Kart-Road. Super.

Easter-Egg, die Mario-Kart-Road

Lustig ist das Summon-Feature, was letztens hinzukam (das Sketchpad im 17”-Screen braucht ja nun wirklich niemand) aber viel mehr vermisst man solche Dinge wie Regensensor und Fernlicht-Assistent. Alles vorhanden im AP1, AP2 hat da noch viel Potential.

Apropos Autopilot – der alte Autopilot heisst neu Lenkassistent. Da ist Tesla wohl vorsichtiger geworden:

Autopilot – der neu Lenkassistent heisst

Die Alarmanlage habe ich aktuell deaktiviert, die hat zu viele Fehlalarme, das Problem sei bekannt und Auslöser ein Kabel welches zu nah an einem Sensor verlegt sei. Na, das wird dann der Grund für den 2. Besuch im Service Center.

250km Reichweite sind alltagstauglich!

Die grösste Sorge beim Elektroauto ist für alle nicht-Elektroautofahrer die Reichweite. Aber auch ein Model X mit “nur” 60 kWh und somit echter, ehrlicher 250km Reichweite sind voll alltagstauglich.

1400 km beim letzten Diesel. Ok, solche Anzeigen kann man sich abgewöhnen, aber wer braucht schon 1400 km Reichweite wenn man immer vollgetankt losfährt und es bisher überall ((noch) kostenlosen) Strom gibt?

1400km Reichweite – braucht niemand.

Es hat wirklich überall Strom. Und in den 4244 km bisher habe ich 2 EUR Strom bezahlt, wobei die Ladesäule in Frankfurt nicht mal so richtig funktioniert hat, beziehungsweise ich war zu doof. Bin mir nicht sicher.

Das sind 500 CHF, die ich für Diesel nicht ausgegeben habe. Wobei mir vollkommen klar ist, das auch Strom Geld kostet, nur aktuell muss man als Elektromobilist selten dafür bezahlen. Auch schön. Zumal dazu noch aktuell steuerbefreit und die Versicherung auf Kleinwagenniveau kostet. Betriebskosten, das kann man festhalten, sind somit mal fürs Erste günstig. Aber das wird sich ändern, das ist mir klar. Und ich denke in den nächsten 2-5 Jahren werden all die schönen Vergünstigungen verschwunden sein. Dann nämlich, wenn Elektrofahrzeuge einen signifikanten Anteil am Strassenverkehr ausmachen.

 

Stromverbrauch

Was “verbraucht” der Tesla nun? Ich rechne immer grob mit 25 kWh/100km um auf der sehr sicheren Seite zu sein, wobei auch 18-50 kWh/100km machbar sind. Je-nach-dem. Auf meinen Fahrten habe laut Teslalog einen Schnitt von 18.8 kWh/100km. Die Schweiz ist wirklich das ideale Elektroautoland: kurze Distanzen, empfindliche Geschwindigkeitsbussen und Geschwindigkeitsbegrenzungen von 80, 100 oder maximal 120km/h auf der Autobahn.

In Deutschland sieht das dann schnell anders aus:

Vorhersage und Realität des Stromverbrauchs auf deutscher Autobahn, wenn man es darauf anlegt

Die 1000 kWh Strom, die ich bisher “verfahren” habe, verbraucht übrigens auf dieser Basis ein 4-Personen EFH-Haushalt in ca 3 Monaten. Oder anders gesagt:

Mit 40 Waschmaschinen- oder 20 Wäschetrockner-Ladungen 100 km weit fahren, so zum Vergleich.

Viel wichtiger aber ist: Der Strom ist “Öko-Strom” und hat ganze 2 EUR gekostet bisher. Mein letzter Diesel hätte schon 500 CHF Treibstoffkosten 636 kg CO2 generiert.

Ich würde nicht mehr tauschen.

5 thoughts on “Die ersten 4244 Kilometer oder 1 Monat Model X fahren”

  1. 1 kWh Strom produziert durchschnittlich 0,51 kg CO2. Demnach verbraucht ein Tesla nach 4.250 km, d.h. nach 1.000 kWh etwa 510 kg CO2, das sind 126 kg weniger als ein Diesel. Immerhin.
    Wobei hier der durchschnittliche europäische Strommix angesetzt wurde. In der Schweiz sieht es natürlich besser aus, da ist der Strom annähernd zu 100% CO2-frei. Und über die Hinterlassenschaften der 33 % Atomstrom (gegenüber 14 % in Deutschland) redet der Schweizer nicht so gerne. Denn davon auszugehen, dass jede Steckdose, an die der Tesla gehängt wird, Ökostrom liefert, ist nicht realistisch.

    1. Laut Umfrage des TeslaClub fahren Teslafahrer tatsächlich 100% Öko Strom. Ich übrigens auch. Die Tesla Supercharger sind laut Tesla ebenfalls mit 100% Ökostrom gespeist. Angeblich basiert der Schweizer Grau-Strommix mit seinem hohen Wasserkraftanteil auf der Annahme von 143g/kWh CO2. (Quelle: https://www.co2-monitor.ch/de/information/glossar/) Bei den angenommen 1.000 kWh = 143kg CO2. Das wäre erheblich weniger als ein Diesel. Wobei hier noch zu klären wäre, wo der ganze Wasserkraft-Strom herkommt. Hoffentlich nicht durch das Hochpumpen in der Nacht mit Atomstrom. “Stromwaschen” sozusagen.

      Die Diskussion der benötigten Energiemenge für die Produktion von Elektroauto vs Verbrenner ist auch noch offen, wobei hier das Recycling des Akkus zu berücksichtigen ist. Den einmal verbrauchten Sprit bekommen wir garantiert nicht wieder. Den Akku kann man – bis auf das Elektolyt – schon heute vollständig recyclen.

      Dennoch: Heute schon ist ein Elektroauto etwas “sauberer” als ein Verbrenner und wird in der Zukunft (durch mehr regenerativen Anteil in der Stromproduktion) sauberer. Der Verbrenner wird sich nicht signifikant positiv entwickeln.

  2. “Versicherung auf Kleinwagenniveau”, darf ich fragen welche Versicherung das ist? Bei meinen bisherigen Recherchen komme ich auf ca. 1000,- € im Jahr (in DE). Sind die Versicherung in der Schweiz soviel günstiger?
    Bin selbst auch bei der Planung einer MX Anschaffung zum Jahresende. Die haben dann ja auch noch die SuC Flat ein Leben lang.

    Ansonsten schöne Seite und toller Inhalt.

    Vielen Dank

    LG

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