Podcast zum Thema “Wann fliegen wir elektrisch?”

Noch vor Kurzem schien es undenkbar, doch immer mehr Unternehmen arbeiten daran, dass es Realität wird – das elektrische Fliegen. Dabei befinden wir uns mittendrin in der dritten Revolution der Luftfahrt und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die elektrische Fliegerei für uns zum Alltag gehört. Wo wir heute mit den Elektroflugzeugen stehen, welche Zukunftschancen Flugtaxis haben und welche vielversprechenden Projekte es am Start-up-Horizont gibt, erläutert uns Morell Westermann in der neuen Episode des EAM-Podcasts.

Der Podcast kann über jeden Podcatcher abonniert werden und ist außerdem verfügbar unter:

Shownotes zur Episode 027:

Zur Person Morell Westermann:
Morell Westermann ist Zukunftsforscher, Ingenieur und Pilot. Er analysiert die Megatrends der nächsten zehn Jahre und untersucht dabei verschiedenen Technologie-Entwicklungen, die unsere Gesellschaft in der Zukunft prägen werden. Als Experte für die Themen Aviatik, Elektromobilität sowie Digitalisierung zeigt er Wege zu einer CO₂-neutralen Gesellschaft auf. Morell ist regelmäßig auf Events und Kongressen als Keynotespeaker, Moderator und als Experte im Deutschen und Schweizer Fernsehen zu sehen.

Elektro-Weltrekordflug

Weitere Links zu Themen aus der Podcast-Episode

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Videosammlung zum elektrischen Fliegen

Electrified Aviation – A Report from the Cockpit

In the golden autumn in Switzerland, I had the special honor of giving Mario Herger, the well-known futurologist from Silicon Valley, a sightseeing flight in an electric airplane.

Mario has been interested in trends and technologies for years, has been keeping a close eye on electrification and the development of autonomous driving in California, and was curious to see what was developing in the aviation sector.

Here is his report, which also appeared on his blog “The Last Driver License Holder”:

In mid-October, the electric aircraft world record holder, Morell Westermann, took me on a short sightseeing flight over two Swiss lakes in his record-breaking aircraft. With the battery-electric small aircraft from the Slovenian manufacturer Pipistrel, he demonstrated the stand of electric aircraft to me. As with electric cars, this vehicle is noticeable due to the absence of noise and vibrations. Where electric planes are today, electric cars were 10 years ago. And hardly anyone could have imagined at the time how widespread electric cars would be by the end of 2021. In fact, in October 2021, almost a fifth of all new registrations in Germany were battery-electric cars. If the trend continues like this, then from mid-2023 (!) Half of all new registrations in Germany will be electric cars. Norway is already one step further. There, electric cars make up three quarters of all new registrations, gasoline and diesel engines together only reach five percent with difficulty. If this trend continues, the last combustion vehicles will be sold in the land of the midnight sun in April 2022. The power of exponential processes in technology adoptions is once again impressively demonstrated.

The ringing of cowbells in the meadow outside the Schänis airfield in the St. Gallen municipality of the same name south of Zurich is already the loudest sound I will hear for the next hour. The futurologist and electric aircraft world record holder Morell Westermann has invited me to take a short sightseeing flight on the world record aircraft. In the process, we flew in a loop first southeast to Lake Walen, and then over Lake Zurich and Lake Obersee to land again after just under 40 minutes.

The special feature here is the aircraft itself: it comes from the Slovenian small aircraft manufacturer Pipistrel, which produces the first electric aircraft. The Velis Electro is a 428-kilogram two-seater whose electric battery, with a capacity of 24.8 kWh, delivers a maximum takeoff weight of 600 kilograms into the air with a power of 57.6 kW. The maximum speed is 108 knots (200 km/h) and bridges with this battery capacity a distance of 100 kilometers. In fact, however, the propeller could also be used for recuperation, as we already know from electric cars when braking and driving downhill. However, this function is not yet approved.

The most noticeable thing during the flight is the silence and the lack of vibration, which otherwise dominate a flight. This characteristic of the electric aircraft also allows the machine to be used at airfields designated for glider pilots and at times when air traffic is not scheduled for noise protection reasons. This particular aircraft is used at Schänis airfield, where among the 500 pilots 350 have glider licenses, mainly for training. Thus, the aircraft is mainly used for aerodrome rounds, but is hardly suitable for long-distance flying.

The space in the aircraft itself is cramped, but you get to experience the flying much more directly. You almost feel like the aviation pioneers who sat in the open with goggles and leather helmets. The instrument panel is also tidier and clearer than in aircraft with combustion engines. According to Morell, electric aviation is at the level where electric cars were 10 years ago. The aircraft industry is also benefiting from the increased investment in battery development for electric vehicles. There are still no installed charging stations at the Schänis airfield, as at the other airports, but the transportable charging stations already allow aircraft to be charged. On average, the charging process takes about one hour.

The Swiss weather, at least, was kind to us, and the predicted rain and wind had passed elsewhere.

Elektrisiertes Fliegen – Ein Erfahrungsbericht von Dr. Mario Herger

Im goldenen Herbst in der Schweiz hatte ich die besondere Ehre, Mario Herger, dem bekannten Zukunftsforscher aus dem Silicon Valley, einen Rundflug im Elektroflugzeug zu ermöglichen.

Mario ist seit Jahren an Trends und Technologien interessiert, beobachtet die Elektrifizierung und die Entwicklung des autonomen Fahrens in Californien sehr genau und war neugierig, was sich im Bereich Luftfahrt entwickelt.

Anbei sein Bericht, der auch auf seinem Blog “Der letzte Führerscheinneuling” erschienen ist:

Mitte Oktober nahm mich der Elektroflugzeug-Weltrekordhalter Morell Westermann in seinem Rekordflieger auf einen kleinen Rundflug über zwei Schweizer Seen mit. Mit dem batterieelektrischen Kleinflugzeug des slowenischen Herstellers Pipistrel demonstrierte er mir den Stand von Elektroflugzeugen. Wie schon bei Elektroautos fällt dieses Vehikel durch die Absenz an Lärm und Vibrationen auf.

Dort wo sich Elektroflugzeuge heute befinden, waren Elektroautos vor 10 Jahren. Und kaum jemand konnte sich damals sich vorstellen, wie verbreitet Elektroautos Ende 2021 sein werden. Tatsächlich waren im Oktober 2021 fast ein Fünftel aller Neuzulassungen in Deutschland batterieelektrische Autos. Wenn sich der Trend so fortsetzt, dann werden ab Mitte 2023(!) die Hälfte aller Neuzulassungen in Deutschland Elektroautos sein. Norwegen ist schon einen Schritt weiter. Dort machen Elektroautos drei Viertel aller Neuzulassungen aus, Benziner und Diesel kommen gemeinsam nur noch mit Mühe auf fünf Prozent. Setzt sich dieser Trend fort, dann werden im Land der Mitternachtssonne im April 2022 die letzten Verbrennungskraftfahrzeuge verkauft. Die Macht von exponentiellen Verläufen bei Technologieadoptionen beweist sich wieder einmal eindrücklich.

Das Geläut der Kuhglocken auf der Weide vor dem Flugplatz Schänis in der gleichnamigen St. Gallener Gemeinde südlich von Zürich ist schon das lauteste Geräusch, das ich die nächste Stunde vernehmen werde. Der Zukunftsforscher und Elektroflugzeug-Weltrekordhalter Morell Westermann hat mich nämlich eingeladen, auf dem Weltrekordflugzeug einen kleinen Rundflug zu unternehmen. Dabei überflogen wir in einer Schleife zuerst südöstlich zum Walensee, und dann über den Zürich- und Obersee, um nach knapp 40 Minuten wieder zu landen.
Das Besondere ist dabei das Flugzeug selbst: es stammt vom slowenischen Kleinflugzeughersteller Pipistrel, der die ersten Elektroflugzeuge produziert. Die Velis Electro ist ein 428 Kilogramm leichter Zweisitzer, deren elektrische Batterie mit einer Kapazität von 24,8 kWh mit einer Kraft von 57,6 kW ein maximales Startgewicht von 600 Kilogramm in die Lüfte bringt. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 108 Knoten (200 km/h) und überbrückt mit dieser Batteriekapazität eine Strecke von 100 Kilometern. Tatsächlich aber könnte durch den Propeller auch rekuperiert werden, wie wir das schon im Elektroauto beim Bremsen und Bergabfahren kennen. Aktuell ist diese Funktion aber noch nicht zugelassen.
Das Auffälligste während des Flugs sind die Stille und das fehlende Vibrieren, die sonst einen Flug dominieren. Diese Eigenschaft des Elektroflugzeugs erlaubt auch den Einsatz der Maschine an Flugplätzen, die für Segelflieger vorgesehen sind und zu Zeiten, in denen Flugverkehr aus Lärmschutzgründen nicht vorgesehen ist. Dieses spezielle Flugzeug wird am Flugplatz Schänis, wo unter den 500 Piloten 350 den Segelfliegerschein haben, vor allem zur Schulung eingesetzt. Damit ist die Maschine vorwiegend für Platzrunden im Einsatz, taugt aber kaum zum Langstreckenflug.
Der Platz in der Maschine selbst ist beengt, dafür bekommt man das Fliegen viel unmittelbarer mit. Man fühlt sich beinahe schon wieder wie die Flugpioniere, die mit Brille und Lederhelm im Offenen saßen. Auch das Instrumentenpanel ist aufgeräumter und übersichtlicher als bei Flugzeugen mit Verbrennungsmotoren. Laut Morell befindet sich die Elektroaviation auf dem Stand, auf dem Elektroautos vor 10 Jahren waren. Von den angestiegenen Investitionen in die Batterieentwicklung für Elektrofahrzeuge profitiert auch die Flugzeugindustrie. Noch gibt es auf dem Fluglatz Schänis, wie auch auf den anderen Flughäfen, noch keine installierten Ladestationen, doch mit den transportablen Ladestationen lassen sich die Flugzeuge schon heute beladen. Im Durchschnitt benötigt der Ladeprozess etwa eine Stunde.
Das Schweizer Wetter jedenfalls war uns wohlgesonnen, und der vorhergesagte Regen und der Wind waren woanders vorbeigezogen.